So befestigen Sie Zubehör im Wohnmobil
Dübel in eine gemauerte Wand zu stecken schafft wohl jeder Heimwerker, aber wie macht man das im Wohnmobil? Wir zeigen Ihnen wie es geht!
Befestigung an Dekorplatten
In Wohnmobilen gibt es kein Massivholz, sondern nur leichte Möbelbauplatten. Das ist auch gut so, denn man möchte ja möglichst leicht reisen. Der Nachteil ist, dass Schrauben weniger Halt finden. Die Dekorplatten haben einen Kern aus Sperrholz oder Pressspan und sind umhüllt von einer Dekorfolie aus Kunststoff. Im Grunde genauso wie in jeder modernen Küche daheim. Nur, dass die Hersteller hier versuchen, mehr auf das Gewicht zu achten. Die Möbelplatten sind deshalb etwas dünner und aus leichterem Holz gefertigt.
Eine einzelne Holzschraube findet hier nicht viel Halt. Alleine schon weil man sie nicht sehr tief eindrehen kann. Deshalb gilt es, die Belastung auf eine große Fläche zu verteilen. Viele kleine Schrauben im Verbund stützen sich gegenseitig und verhindern so, dass große Hebelkräfte auftreten können. Außerdem sollten die Schrauben möglichst dick sein. Dickere Schrauben haben mehr Oberfläche, die sich im Holz verkantet. Falls Sie zum Beispiel einen Fernsehhalter aufhängen möchten, würde ich eher zu 12 kleinen Spaxschrauben raten als zu den standardmäßigen 4 Stück. Jedes Loch sollte dabei vorgebohrt werden.
Einschraubmuttern eignen sich im Sperrholz hervorragend. Ihr Außendurchmesser beträgt ca. 12mm und bietet somit fast 10x so viel Oberfläche wie eine 4mm Sperrholzschraube. Außerdem sehen sie sehr gut aus und können immer wieder verwendet werden. Man lässt sie einfach im Holz und die fallen nicht weiter auf. Wenn sie mal bewusst in Ihre Heckgarage schauen, werden Sie bereits jede Menge Schrauben, Abdeckklappen und Verbinder vorfinden. Die fallen gar nicht auf.
Für die Einschraubmuttern muss ein Loch vorgebohrt werden, dass so groß ist wie der Innendurchmesser des Gewindes. Bei einer 12mm Einschraubmutter also ca. 8,5mm. Bevor sie eingeschraubt wird, sollte der Rand leicht per Hand mit einem Senker angeschrägt werden. Dann sitzt die Mutter hinterher schön bündig.
Wenn Sie auch Zugang zur Rückseite der Holzplatte haben, können Sie dort auch komplett durch bohren und mit Gewindeschrauben arbeiten. Mit besonders großen Unterlegscheiben kann man auch so die Kraft auf eine große Fläche verteilen.
Was ist hinter dem Filz in der Heckgarage?
Den Schwarzen Teppich kennen wir wohl alle. Dahinter verstecken sich meistens dünne Sperrholzwände oder bei hochpreisigeren Mobilen auch Aluminium. Hier kann man einfach per Hand kleine Harken zur Aufbewahrung rein drehen. Praktich für Taschenlampen. Bei schwereren Gegenständen sollte man auf jeden Fall viele Befestigungspunkte setzen die die Kraft auf eine große Fläche verteilen.
Befestigung am Fahrzeugboden
Die Fahrzeugböden bestehen im Wohnmobil fast immer aus einer Sandwichplatte. Die oberste Schicht besteht meistens aus lackiertem Glasfaser-Verbundstoff oder Aluminium-Riffelblech. In der Mitte ist Schaumstoff, das für die nötige Isolation sorgt und auf der Unterseite ist Glasfaser. Diese Glasfaserschichten sind sehr dünn. Eine Holzschraube hätte da kaum etwas um sich daran fest zu halten. Allerdings kann man hier hervorragend mit Gewindeschrauben arbeiten. Die Größe M6 reicht für die meisten Anwendungen.
Dafür einfach einmal durch die ganze Sandwichplatte bohren bis man unter dem Fahrzeug wieder heraus kommt. Meistens unterschätzt man wie dick der Boden ist. Typisch ist 50mm. Also verwenden Sie am besten 70mm lange Schrauben. Die können auch ruhig unterm Fahrzeug etwas heraus gucken.
Auch hier ist es wichtig, die Kräfte auf eine besonders große Oberfläche zu verteilen. Zum Beispiel indem man große Unterlegscheiben verwendet. Eine M12 Scheibe hat einen Durchmesser von 37mm. Besser wäre gleich einen Flachverbinder aus dem Baumarkt zu verwenden. Die sind dann ca. 60x90mm groß. Unser Bodenmontagekit enthält eigens angefertige Edelstahl Unterlegscheiben mit 90mm Durchmesser und passende Schrauben.
Natürlich müssen alle Löcher die nach außen gehen abgedichtet werden. Sikaflex 522 ist ein gutes Produkt dafür. Einfach großzügig auftragen und beim anziehen darauf achten, dass es gleichmäßig an allen Kanten heraus presst. Dann kann man sich sicher sein, dass es auch wieder dicht ist. Auch bei der Dichtigkeitsprüfung kann man dann einfach erkennen, dass alles in Ordnung ist. Am Fahrzeugboden ist die Gefahr von Wassereintritt sowieso gering. In der Regel gibt es ja nur Spritzwasser und das auch nur wenn man im Regen fährt. Auf dem Dach kann Wasser viel leichter eintreten, weil es dort jedem Regenschauer ausgesetzt ist und sich das Wasser in Pfützen sammeln kann. Unter dem Fahrzeug tropft es einfach ab.
Kann man beim Bohren im Boden eine Leitung treffen?
Eigentlich nicht, wenn man diese Tipps beachtet:
- Schauen Sie vorher unter das Fahrzeug, ob da ein Wassertank oder ähnliches hängt. Meistens ist im Bereich der Heckgarage alles frei.
- Leitungen gibt es in der Heckgarage meistens nur für die Rücklichter. Die sind aber bei fast allen Wohnmobilen sichtbar verbaut. Andere Technik gibt es dort hinten ja nicht.
- Uns ist bekannt, dass Hymer in einigen Fahrzeugen eine Fußbodenheizung in der Heckgarage verbaut hat. Hier sollte man auf keinen Fall Löcher bohren.
- Bei Fragen zum Untergrund fragen Sie am besten Ihren Händler! Die bohren jeden Tag Löcher in ähnliche Wohnmobile und kennen sich bestens aus.
Kleben statt Bohren
Auch das ist eine gute Alternative. Moderne Montagekleber halten extrem gut und sie verteilen die Kraft auf eine große Fläche. Ihr einziger Nachteil ist es, dass man sie nicht rückstandslos entfernen kann. Eine Schraube hinterlässt nur ein kleines Loch. Das kann man mit Abdeckkappen oder Schlossschrauben hervorragend verstecken. Doch Montagekleber hinterlassen großflächige Spuren. Alleine schon weil man die zu beklebenden Oberflächen vorher mit Schleifpapier anrauen muss. Doch auch hier haben wir einen Tipp: Man kann über die entsprechenden Flächen einfach ein Riffelblech oder eine passende Dekorplatte kleben. Gerade in Heckgaragen fällt das gar nicht auf, denn die Wände dort sind ja eh schon sehr verwinkelt und voller Technik. So sieht hinterher alles wieder gefällig aus.
Wir empfehlen immer schwarzen Montagekleber zu verwenden. Der fällt am wenigsten auf wenn er mal am Rand herausquilt. Falls mal etwas daneben geht, kann man die meisten Kleber mit Ispropanol lösen. Wasser oder Seife hilft hier nicht.
Befestigung an Zurrleisten
Viele Wohnmobile haben bereits Zurrleisten verbaut und das sind sehr gute Befestigungsmöglichkeiten. Meistens sind schon ein paar Befestigungsösen mitgeliefert. Man kann aber auch im Zubehörläden weitere in verschiedenen Ausführungen kaufen. Zurrbänder sind flexibel und müssen meistens einmal quer durch die Heckgarage verlaufen. Man kann sich aber auch kleine Halter aus Stahlwinkeln basteln und so starre Verbindungen schaffen. Zum Beispiel zu einer Mobilade oder zu einer Waschmaschine. Das ist etwas fummelig, aber dafür muss man keine Löcher bohren.
Zurrleisten befestigt man übrigens am besten ebenfalls mit Montagekleber. So eine Aluleiste hält zwar viel aus, aber sie muss großflächig mit dem schwächeren Untergrund verbunden werden.
Befestigung im Blech
Für dünne Bleche kommen nur Nieten und Nietmuttern in Frage. Zum Beispiel in der Fahrzeugkarosserie bei Kastenwagen oder in Riffelblech-Böden. Dafür wird ein Loch vorgebohrt, dass so groß ist, dass die Niete gerade so hindurch passt. Anschließend werden sie mit einer Nietenzange verpresst. Das gibt eine hochfeste Verbindung, die sich auch bei Vibrationen nicht löst.
Hier sollte man immer darauf achten, dass die Nieten keinen Hebelkräften ausgesetzt sind, denn das dünne Blech kann sich leicht verbiegen. Also am besten mehrere Nieten setzen, die sich gegenseitig abstützen. Genau so wie bei den kleinen Schrauben.
Wir empfehlen 4-5mm Durchmesser bei Nieten und Größe M4-M10 bei Einschraubmuttern. Dabei sollte man auch immer auf die Länge achten. Karosserieblech ist 0,7mm stark und Bodenplatten 2mm. Die benötigten Nieten sind deutlich länger mit 6mm und 8mm.
Haben Sie Fragen? Hinterlassen Sie uns ruhig einen Kommentar!